Der Fachkräftemangel ist eine chronische Baustelle für KMU in Deutschland. Die Suche nach qualifizierten Arbeitskräften kostet viele Ressourcen und hemmt häufig das Wachstum des eigenen Unternehmens. Gerade wenn die Wirtschaft nach der Corona-Krise wieder voll hochfährt, wird sich die Nachfrage nach Arbeitnehmern mit gutem Abschluss noch weiter verstärken. Mittelständler sollten sich daher mit attraktiven Angeboten im Wettbewerb um Fachkräfte hervorheben.
Bevor die Corona-Pandemie die deutsche Wirtschaft in die Krise warf, war der Fachkräftemangel eines der größten Problemfelder für den Mittelstand. Denn qualifizierte Mitarbeiter sind für KMU der Schlüssel für Innovationen, Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum. Da der Wettbewerbsdruck kontinuierlich steigt, wird der Mangel an gut ausgebildeten Arbeitskräften zur Gefahr für den Erfolg des eigenen Unternehmens. Im Zuge der Corona-Pandemie ist die Suche nach qualifizierten Arbeitnehmern bei vielen KMU in den Hintergrund getreten. Doch wenn die derzeitige Krise überwunden ist und die wirtschaftliche Erholung einsetzt, werden Fachkräfte stärker denn je gefragt sein. Mittelständler sollten vorausschauend handeln und sich daher schon jetzt überlegen, wie sie Fachkräfte in Zukunft für sich gewinnen können.
Fachkräftemangel kostet Mittelstand jährlich etwa 65 Milliarden Euro
KMU sind auf qualifizierte Mitarbeiter angewiesen, um sich am Markt auch gegen größere Konkurrenten durchsetzen zu können. Die Kosten und der Mehraufwand sind für Unternehmen aufgrund der hohen Nachfrage nach Fachkräften erheblich gestiegen. Die Folgen: KMU müssen deutlich mehr Ressourcen für die Mitarbeiterrekrutierung aufwenden und auf Umsatz verzichten, während eigene Mitarbeiter erhebliche Mehrarbeit leisten. Laut dem Beratungsunternehmen PwC bremst der Fachkräftemangel das Wirtschaftswachstum und kostet allein den Mittelstand pro Jahr rund 65 Milliarden Euro.
Zukünftig wird sich das Problem nicht von alleine lösen, sondern noch weiter zuspitzen. Grund dafür ist vor allem der demografische Wandel: Die geburtenstarken Jahrgänge der Nachkriegszeit, die sogenannten Babyboomer, gehen in den Ruhestand, während deutlich weniger junge Arbeitskräfte nachrücken. Zudem streben jüngere Generationen immer häufiger das Abitur und eine akademische Laufbahn an. Berufe, die jedoch auf Ausbildungsabschlüsse angewiesen sind, finden so immer seltener geeignete Nachwuchskräfte. Betroffen davon sind vor allem technische Bereiche. Doch der demografische Wandel ist nicht der einzige Grund: Durch den Brexit und den damit einhergehenden Rückgang der Migration von Arbeitskräften im EU-Raum dürfte sich die Situation noch weiter verschärfen.
Zusammenspiel von Politik und Unternehmen
Den Fachkräftemangel zu lösen, ist eine wahre Herkulesaufgabe und kann von Mittelständern in Deutschland nicht alleine gelöst werden. Gefragt ist daher auch die Politik, die die Ausbildung von qualifizierten Arbeitskräften mit günstigen Rahmenbedingungen verbessern muss. Das Bildungssystem muss so reformiert werden, dass deutlich weniger Schüler ohne Abschluss von der Schule gehen und weniger Personen ihre Ausbildung oder ihr Studium abbrechen. Hier ist auch die Zusammenarbeit der Bundesagentur für Arbeit mit Unternehmen, Hochschulen und Universitäten gefragt. Praktika, Werbung auf Job-Messen, verstärkte Kooperationen mit Hochschulen und die Förderung des dualen Studiums können dabei helfen, angehende Studenten und Schüler schon frühzeitig mit den Anforderungen des Arbeitslebens vertraut zu machen.
Der Fokus sollte jedoch nicht nur auf jungen Arbeitnehmern liegen. Denn gleichzeitig ist es für Unternehmen wichtig, Fachkräfte so lange wie möglich im Unternehmen zu halten. KMU können mit verschiedenen Arbeitszeit- und Entlohnungsmodellen attraktive Anreize für erfahrene Mitarbeiter schaffen, die altersbedingt bereits in Frührente gehen könnten.
Attraktive Anreize schaffen
Zusammenwirken von Unternehmen und Politik braucht es auch bei der Erwerbsbeteiligung von Frauen. Nach einer Schwangerschaft finden viele Frauen nur schwer in die Arbeitswelt zurück. Unternehmen und Politik sollten hier gezielt Unterstützung bei der Eingliederung in den Arbeitsplatz leisten, umfassendere Betreuungsangebote für den Nachwuchs ausbauen und den Arbeitsplatz familienfreundlicher gestalten. Arbeitnehmerinnern können so nach der Schwangerschaft statt in Teilzeit oft schon früh in Vollzeit wieder arbeiten.
Davon abgesehen können KMU natürlich mit gezielten Angeboten ihre Attraktivität im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitgeber erhöhen. Vermögenswirksame Leistungen, eine betriebliche Altersvorsorge sowie eine betriebliche Kranken- und Unfallversicherung werden von Fachkräften gerne gesehen. Angebote wie Home-Office, Weiterbildungsangebote und vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten steigern ebenfalls die Attraktivität des Unternehmens für Arbeitskräfte.