Das Emissionsvolumen von KMU-Anleihen ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen, gleichzeitig tendiert die Ausfallrate inzwischen gegen Null. Dies bedeutet auch: Für mittelständische Unternehmen gewinnen KMU-Anleihen wieder zunehmend an Attraktivität.
2019 herrschte am Aktienmarkt weitgehend IPO-Flaute, doch der heimische Markt für KMU-Anleihen hat sich überaus erfreulich entwickelt. Immerhin haben im vergangenen Jahr 35 kleine und mittlere Unternehmen (KMU) unter dem Strich 40 Anleihen auf den Markt gebracht – gegenüber dem Vorjahr ist das ein Plus von fünf Bonds. Parallel zu den IBOs (Initial Bond Offering) stieg im vergangenen Jahr auch das platzierte Volumen – und zwar um gut 200 Millionen Euro auf knapp 1,4 Milliarden Euro. Kurzum: Der positive Trend der vergangenen Jahre setzte sich auch 2019 fort – und könnte auch künftig weiter anhalten.
Niedriger Leitzins der EZB begünstigt KMU-Anleihen, …
Zwar sind Prognosen angesichts der nach wie vor turbulenten Lage an den Kapitalmärkten durchaus mit Vorsicht zu genießen. Laut einer im Januar veröffentlichten IR.on-Umfrage unter neun Emissionsbanken werden für 2020 aber durchschnittlich 23 Emissionen erwartet. Das klingt erstmal nicht allzu euphorisch, doch für 2019 erwarteten die Banken lediglich 19 neue Anleihen – und herausgekommen sind die bereits erwähnten 40 Emissionen. Gestützt werden dürfte der Markt unter anderem von der Geldpolitik der EZB, zumal die Währungshüter ihre ohnehin schon expansive Ausrichtung aufgrund der Coronakrise nochmals lockerten.
…doch es gibt noch einige weitere gute Gründe für ein IBO
KMU, die mit dem Gedanken eines IBOs spielen, sollten aber nicht nur die anhaltende Niedrigzinspolitik der EZB im Blick haben. Richtig ist zwar, dass der Leitzins nun schon seit über vier Jahren bei 0 Prozent verharrt und ein höherer Schlüsselzins derzeit nicht in Sicht ist. Fakt ist aber auch: Für eine KMU-Anleihe gibt es noch einige weitere gute Gründe.
So reduzieren KMU mit Unternehmensanleihen als zusätzlichen Finanzierungsbaustein nicht nur die Abhängigkeit von Banken, sie garantiert dem Emittenten auch eine Flexibilität in der Mittelverwendung. Dass Mittelständler mit der Begebung einer Anleihe Finanzierungs- und Planungssicherheit über die gesamte Laufzeit des Bonds haben und zudem den Zugang zu weiteren Investoren erweitern, spricht ebenfalls für dieses Instrument der Mittelstandsfinanzierung. Und was familiengeführten Unternehmen besonders gefallen dürfte: Aufgrund des Fremdkapitalcharakters ist der Erhalt der wirtschaftlichen Selbstständigkeit gesichert.
Darüber hinaus stärken Mittelständler mit einer Emission auch ihre Verhandlungsposition bei der Bank deutlich. Dies ist vor allem aufgrund der Finalisierung von Basel III und der Umsetzung von Basel IV ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Denn die neuen Banken-Regulierungsvorgaben verschärfen die Eigenkapitalanforderungen an die Kreditinstitute weiter – und das bekommen künftig in erster Linie KMU zu spüren.
Ausfallrate tendiert gegen Null
Nicht zu vergessen sind zudem die gesunkenen Ausfallraten von KMU-Anleihen. Zumal ein geringeres Risiko auch bei Investoren gut ankommt – und zwar nicht nur in so turbulenten Niedrigzins-Zeiten wie derzeit. So gab es 2019 lediglich einen Ausfall zu beklagen, während Investoren beispielsweise 2016 noch 17 Defaults verkraften mussten.
Trotz aller Vorteile sollten KMU aber auch nicht vergessen, dass eine Anleihe kein Allheilmittel ist und auch nicht für jedes mittelständische Unternehmen eine geeignete Finanzierungsform darstellt. Die weitverbreitete Annahme, dass sich eine Anleihe in erster Linie für börsennotierte Unternehmen eignet, ist aber schlechtweg falsch. Von den 2019 insgesamt 40 emittierten KMU-Anleihen wurden immerhin 27 Papiere von nicht-börsennotierten Unternehmen auf den Markt gebracht.
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