Rund 70 Prozent aller Change-Prozesse scheitern. Das haben verschiedene Studien von McKinsey, IBM und Co. – und auch die Realität – vielfach gezeigt. Selbst teuer eingekaufte Prozesspläne schlagen fehl. Woran liegt das? Was ist das Problem aller Lösungen? Und wie kann ein Gefängnisausbruch dabei helfen?
Ein Gastbeitrag von Mira Koglin
Es gibt zwei sehr wichtige und dennoch oft unbeachtete Erkenntnisse unserer Menschheit – nämlich:
- Mensch schlägt Prozess.
- Auch die besten Pläne haben Fehler, denn wir können nicht in die Zukunft schauen.
Das als Prämisse vorausgesetzt, bleibt uns bei all den Unwägbarkeiten der heutigen Zeit nur ein Hebel, bei dem wir erfolgversprechend ansetzen können: der Mensch. Und mit welchem Menschen könnten wir besser starten als mit uns selbst?!
Welchen Anteil haben wir, gerade als Führungskraft, wenn Change-Prozesse nicht funktionieren?
Manch einer wird jetzt vielleicht denken: „Ich?“ „Meine Mitarbeitenden sind doch schwierig, und viele sind kaum motivierbar. Das klappt bei uns doch eh nicht. Die Risiken, die es bräuchte, um wirklich etwas zu verändern, sind viel zu hoch …“ Vielleicht haben Sie solche oder ähnliche Sätze auch schon von Kolleg*innen oder Ihren Vorgesetzten gehört.
Und genau hier beginnen die Gitterstäbe, die uns von allen Innovationen trennen.
Ja, die äußeren Umstände beeinflussen die Erfolgschancen. Aber noch viel mehr unsere innere Einstellung. Eine optimistische, resiliente Haltung bringt nachweislich zwischen 30 und 50 Prozent mehr Erfolg (Masten & Reed, 2002).
Negative Bewertungen und Überzeugungen sind die größten Gefängnisse unserer Zeit. Sie haben signifikante Auswirkungen auf unser Stresslevel, beeinträchtigen unsere Entscheidungsfähigkeit und hindern uns enorm daran, neue Ideen und Möglichkeiten zu sehen – geschweige denn die nötige Kraft aufzubringen, diese auch konsequent umzusetzen.
Zeit für „Thinking out of the Jail“! Finden Sie nicht auch?
Hier kommt der passende Ausbruchplan:
Schritt 1: Nein zum Nein!
„Nein“ zu sagen, ist wichtig. Nur setzen wir das „Nein“ viel zu oft falsch ein: „Nein. Wir dürfen keine Fehler machen. Nein. Lieber kein Risiko eingehen. Nein. Das haben wir doch schon immer so gemacht.“ Der erste Schritt ist daher, das eigene „Nein“ und auch die „Neins“ im Unternehmen zu identifizieren und konsequent „Nein“ zum „Nein“ zu sagen. „Never change a running system“ – zum Beispiel eines der größten Gefängnisse in vielen Unternehmen. Sollten wir daraus nicht besser „Start to run a changing system“ machen?
Schritt 2: Ja zu mutigen Entscheidungen
Mit dem „Nein zum Nein“ öffnet sich unsere Gefängnistür und gibt den Blick auf all die Möglichkeiten frei, die wir lange nicht sehen konnten. Neue Ideen werden entwickelt. Jetzt kommt der schwierigste Schritt – raus aus der behüteten Komfort-„Zelle“, rein ins Unbekannte. Gern verschieben wir dann auf „später“, „nach dem nächsten Gutachten“, „nächstes Quartal“. Fakt ist: Es gibt auch später keine Garantie! Und wenn wir nicht mutig rausgehen, entscheiden wir uns damit für den Stillstand in unserer Gefängniszelle. Dabei lohnt sich Mut: Laut Harvard Business Review verzeichnen Unternehmen mit mutigen Führungskräften eine im Schnitt 20% höhere Umsatzsteigerung und eine sechsfach höhere Chance, Marktführer zu werden.
Schritt 3: Komplizen aktivieren
Werden Sie als Führungskraft zum Ausbruchsexperten. Dann lassen sich auch Komplizen motivieren, die es für den Ausbruch und für den Change gleichermaßen braucht. Wenn Sie als Vorbild zeigen, dass Gedankengefängnisse dazu da sind, gesprengt zu werden, und auch Ihre Mitarbeitenden dazu motivieren, entsteht Freiheit im Kopf und jede Menge Motivation – für echtes Engagement, neue Ideen und starke Initiative.
So, damit steht der Ausbruchplan. Die Freiheit und neue Erfolge winken! Viel Spaß beim „Thinking out of the Jail“.
Über die Autorin:
Mira Koglin ist Volljuristin, Führungskräftecoach und Top100 Keynote-Speakerin. Sie ist Expertin für den legalen Gefängnisausbruch sowie innovative, wertebasierte Unternehmens- und Mitarbeiterführung und hilft Führungskräften bei der richtigen Wirkung auf den Bühnen des Lebens. Mit ihren Vorträgen rund ums „richtige“ Regelbrechen und der Anleitung zum Gefängnisausbruch für den erfolgreichen Change begeistert und inspiriert sie immer wieder Führungskräfte und Unternehmer*innen und wurde bereits mehrfach für ihre außergewöhnliche Redekunst von der GSA ausgezeichnet.
Über den Kapitalmarktblog:
Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.