Der digitale Wandel ist vor allem für kleine und mittlere Unternehmen eine enorme Herausforderung. Häufig fehlt es an einer durchdachten Digitalisierungsstrategie und einer passenden Finanzierung.
Digitalisierung ist längst keine Möglichkeit mehr, hier und da Effizienzen zu heben oder Produktionsprozesse zu optimieren. Digitalisierung ist eine Notwendigkeit für alle Unternehmen, ganz gleich aus welcher Branche sie stammen und wie groß sie sind. Doch bei der Umsetzung gibt es noch Nachholbedarf.
Digitalisierung und Mittelstand: Umdenken unumgänglich
Digitale Transformation bedeutet Veränderung, und dies wiederum erfordert zunächst einmal, ein Gespür dafür zu entwickeln, dass neue Wege überhaupt notwendig sind. Produktionsprozesse zu automatisieren, digital zu kommunizieren oder Waren online zu vertreiben und Kunden per sozialen Medien zu akquirieren, war bislang häufig nicht relevant, warum also jetzt? Immerhin hat der deutsche Mittelstand über Jahrzehnte die Wirtschaft geprägt und trägt einen maßgeblichen Anteil an Wachstum und Wohlstand. „Doch Erfolg ist kein Naturgesetz“, sagt Achim Berg, Präsident des Digitalverbands Bitkom. „Künftig funktioniert er nur noch digital.“
Dass diese Mahnung bei vielen Unternehmen, hauptsächlich bei kleinen und mittleren noch nicht angekommen ist, bestätigt eine aktuelle Bitkom-Studie: Mehr als die Hälfte der KMU (59 Prozent) hält sich in Sachen Digitalisierung für einen Nachzügler, 4 Prozent fühlen sich sogar bereits abgehängt. Kurzum: Digitalisierung und Mittelstand passen häufig noch nicht zusammen. Was den meisten fehlt, ist eine clevere Digitalisierungsstrategie.
Digitalisierungsstrategie – so geht’s
Die schlechte Nachricht vorab: Für die digitale Transformation gibt es kein Standardrezept. Selbst Betriebe mit ähnlichen Geschäftsmodellen sind teilweise mit ungleichen Herausforderungen konfrontiert. Grund: Sie unterscheiden sich in Größe, Struktur und Unternehmensphilosophie. Während Einzelhändler A beispielsweise mit gezielten Social-Media-Marketing-Maßnahmen Kundschaft anlockt und so den Umsatz im Laden vor Ort steigert, setzt Einzelhändler B eher auf den Online-Vertrieb seiner Produkte.
Was es allerdings gibt, ist eine Reihe von Grundregeln und methodischen Ansätzen, die bei der Strategieentwicklung helfen. An erster Stelle steht die Bestandsaufnahme: Wurden bereits Prozesse digitalisiert und wenn ja, funktionieren diese reibungslos? Anschließend geht es daran, den Handlungsbedarf zu definieren, also die Ziele, die durch die Digitalisierung erreicht werden sollen. Zudem muss geklärt werden, welche technische Ausstattung gegebenenfalls angeschafft werden muss und wie die Mitarbeiter in den Veränderungsprozess eingebunden werden sollen. Und dann gilt es, die Kosten für das Vorhaben zu kalkulieren und die Finanzierung sicherzustellen.
Digitalisierung clever finanzieren
Je größer das Unternehmen, desto höher ist die Bereitschaft, in die digitale Transformation zu investieren. Während laut einer aktuellen Unternehmerbefragung der KfW knapp 90 Prozent der großen Betriebe Investitionen in Digitalprojekte fest im Jahresbudget eingeplant haben, liegt die Quote bei KMUs nur bei knapp einem Drittel. Zudem fließt bei ihnen ein deutlich geringerer Anteil vom Gesamtbudget in die Digitalisierungsvorhaben. Im Schnitt investiert ein mittelständisches Unternehmen demnach nicht mehr als 18.000 Euro in ein Projekt. Ein Grund für die Zurückhaltung: Kredite für Digitalisierungsvorhaben sind schwieriger zu bekommen als beispielsweise für die Anschaffung von Maschinen, weil die Erfolgsaussichten für Kreditgeber schwer abzuschätzen sind. Zudem stehen einer solchen Investition keine unmittelbaren Sicherheiten entgegen, wie dies bei materiellen Vermögenswerten der Fall ist.
Dies bedeutet nun aber nicht, dass KMU keine Möglichkeiten hätten, ihre Digitalisierungsstrategie auch umzusetzen. Schließlich gibt es auch für KMU einige attraktive Finanzierungsalternativen zum klassischen Bankkredit, den gerade Mittelständler aufgrund der Finalisierung von Basel III und der Umsetzung von Basel IV künftig ohnehin deutlich seltener erhalten dürften.
Über den Kapitalmarktblog:
Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.