Home Konjunktur Urlaub 2023: Profiteure des Reisebooms

Urlaub 2023: Profiteure des Reisebooms

von Lieselotte Hasselhoff

Die Pandemie ist vorbei, die Deutschen wollen wieder Urlaub machen. Die Buchungen übertreffen bereits den Vor-Corona-Rekord des Jahres 2019. Welche Ziele deutsche Touristen ansteuern und wer in der Branche besonders profitiert.

 

Die Deutschen wollen in diesem Sommer nach drei Pandemiejahren endlich wieder ohne Ansteckungsangst und Ausgangsbeschränkungen unbeschwert verreisen. Gemessen an den Reisebuchungen steht der Tourismusbranche sogar ein Rekordjahr bevor. 69 Prozent der Deutschen planen fest eine längere Urlaubsreise, nur 13 Prozent wollen zuhause bleiben, der Rest überlegt noch – so der Stand im April. Die Buchungszahlen liegen dabei im Vergleich durch die Bank über denen des Rekordjahres 2019. Die Stimmung auf der internationalen Tourismusbörse ITB im April war dementsprechend euphorisch. Zuvor hatte die Messe drei Jahre lang aufgrund von  Corona pausiert.

Das Fernweh greift in Deutschland um sich – der hohen Inflation, gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreisen, hohen Treibstoffpreisen und teuren Flügen zum Trotz. Ein Blick in Studien und Statistikenverrät die Sehnsuchtsorte deutscher Urlauber.

Die Top-Reiseziele der Deutschen

Urlaub im eigenen Land ist für 28 Prozent der Deutschen noch immer erste Wahl. Ferien im Heimatland sind damit beliebter als jedes andere Urlaubsziel im Ausland. Besonders beliebt sind die Küsten, das Mittelgebirge und der Alpenrand, aber auch Metropolen wie Berlin, Hamburg oder München. 41 Prozent der Deutschen wollen ihren Urlaub innerhalb Europas verbringen, 16 Prozent wollen noch weiter in die Ferne schweifen. Das wären laut der Tourismusanalyse der Stiftung für Zukunftsfragen immerhin doppelt so viele wie in den Vorjahren. Und noch seien 15 Prozent unschlüssig, ob und wohin sie in den Urlaub fahren.

Bei den Top-Reisezielen folgen auf Deutschland laut Tourismusanalyse der Stiftung für Zukunftsfragen die Urlaubsklassiker Spanien, Italien, Griechenland, Türkei, Skandinavien, Frankreich, Österreich und Kroatien. Nach Angaben der großen Reiseveranstalter boomen außerdem Reisen nach Ägypten, Nordamerika, Mauritius, die Malediven und Thailand, auch die Dominikanische Republik und Kenia seien gefragt.

Insgesamt gehen die jüngsten Tourismus-Studien von 65 bis 75 Mio. Urlaubsreisen der Deutschen mit einer Dauer von mindestens fünf Tagen aus. Im Rekordjahr 2019 waren 71 Millionen Urlaubsreisen. Ein neues Allzeithoch ist also durchaus möglich. Dennoch wollen die Deutschen auf die Kostenbremse treten. Die befragten Bundesbürger wollen im Durchschnitt 1.357 Euro in ihren Urlaub investieren und lieber weniger Geld für Einkäufe oder Souvenirs ausgeben. Außerdem planen zwei Drittel ihre Urlaubsreise in der Nebensaison. Fast ebenso viele wählen ein preiswertes Reiseziel oder eine günstigere Unterkunft. Ein Tipp für Sparfüchse: Als besonders preiswerte Urlaubsdestinationen gelten Laos, die Türkei, Indonesien, Thailand und Ungarn.

Comeback der Kreuzfahrten, Personalmangel und Investmentchancen

Ein weiterer Urlaubstrend ist ebenfalls zu beobachten: Kreuzfahrten erleben einen Buchungsrekord. Schon Januar und Februar zählten zu den buchungsstärksten Monaten, die die Branche je erlebt hat. Auch hier deutet sich an, dass die Reedereien in diesem Jahr mit 3,1 Millionen Passagieren einen Rekord aufstellen. Besonders beliebt sind dabei Mittelmeerkreuzfahrten, gefolgt von den Klassikern entlang der norwegischen Küste bis rauf nach Spitzbergen sowie Ostsee-Rundfahrten.

Die Aussichten der Tourismusbranche sind also endlich wieder rosig. Die größte Herausforderung dürfte für die Hotels und Gastronomie am Urlaubsort der grassierende Personalmangel sein. Durch die Corona-Jahre haben viele Servicekräfte die Branche gewechselt und kehren nicht in ihren alten Beruf zurück. Das dürfte das Wachstum der Tourismusbranche bremsen. In Italien und Griechenland bemühen sich die Hotel- und Restaurantbetreiber bereits um Personal aus dem Ausland, um die drängendsten Personallücken zu füllen. Auf der spanischen Insel Menorca mieten die großen Hotelketten sogar ihrerseits Hotels, um ihre Servicekräfte günstig unterzubringen, weil sonst die hohen Wohnkosten viele der in Spanien insgesamt benötigten 60.000 Arbeitskräfte abschrecken könnten. Frankreich meldet sogar 200.000 unbesetzte Stellen.

Dennoch dürften weite Teile der Reise- und Tourismusunternehmen vom Comeback des Reisefiebers profitieren. Zu den Gewinnern dürften Fluggesellschaften, Autovermieter, Hotelketten, Reiseveranstalter, Anbieter von Ferienwohnungen, Buchungsportale und Kreuzfahrtgesellschaften zählen. Viele von ihnen sind börsennotiert, einige Aktien nach den Pandemiejahren noch günstig. Wer also für seinen Urlaub nicht nur Geld ausgeben, sondern auch am Boom verdienen will, kann über ein Investment in die Branche nachdenken. Allerdings sollten Anleger immer eine breite Streuung der Anlagerisiken anstreben und auch andere Branchen sowie Vermögensklassen wie Anleihen, Gold, Immobilien oder alternative Investments im Portfolio haben. Dann steht der Reiselust auch bei der Geldanlage nichts mehr entgegen.

 

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