Es gibt hunderte Förderprogramme für Unternehmen von EU, Bund, Bundesländern oder Stiftungen, viele davon richten sich an den Mittelstand. Doch nicht einmal jedes fünfte KMU nimmt Fördermittel in Anspruch. Trotz der Versprechungen und höherer Förderbudgets der Bundesregierung verbessert sich die Situation offenbar nicht. Im Gegenteil.
Nicht nur der deutsche Mittelstand hat international einen guten Ruf, auch die Art und Weise, wie Deutschland seine mittelständischen Unternehmen fördert, findet im Ausland Anklang. Beispielsweise werden deutsche KMU für das staatliche Förderprogramm ZIM beneidet. Das „Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand“, kurz ZIM, soll Forschungs- und Entwicklungsprojekte beziehungsweise Innovationen von KMU mit Zuschüssen anschieben und am Laufen halten. Besonders gefördert werden dabei Kooperationen zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Derlei Projekte sind für die Unternehmen ohne Fördermittel oftmals zu teuer und damit zu riskant.
Doch das gute Image der Mittelstandsförderung in Deutschland bekommt immer wieder Kratzer. Hierzulande wird sie oft weniger positiv gesehen als im Ausland. Wie der Spiegel kürzlich berichtete, sinken die Antragszahlen für ZIM bereits seit 2023, auch in diesem Jahr sei keine Steigerung zu erwarten. Als Grund dafür nennen Mittelständler, dass es mit der Niederschwelligkeit vorbei sei.
Das ZIM-Programm galt lange als sehr effektiv und relativ einfach in der Beantragung. ZIM war im Mittelstand deshalb sehr beliebt. Und es wurde mit den Jahren weiter ausgebaut, so wie die Mittelstandsförderung insgesamt. Kurz vor dem Jahreswechsel verkündete Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, dass das Fördervolumen für den Mittelstand 2024 mit elf Milliarden Euro Rekordhöhe erreichen würde. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das ein Plus von zwölf Prozent.
Viele Fördermittel, wenige Anträge
Doch die Mittelstandsförderung krankt immer wieder daran, dass die Unternehmen weniger Fördermittel beantragen, als zur Verfügung stehen. Früher hat der Staat zum Beispiel Forschungsprojekte im ZIM relativ zu den Personalkosten unterstützt, weitere Projektkosten förderte der Bund pauschal. Doch dank einer neuen EU-Richtlinie, die den Mitgliedstaaten vorschreibt, was sie nicht mehr pauschal fördern dürfen, müssen die Unternehmen in ihrem Antrag nun sämtliche Kosten vor Antragstellung erfassen. Zum Beispiel sind die Ausgaben für Maschinen und Geräte, Reisekosten, Mieten, Fortbildungen und sogar die Wertminderung genutzter Gebäude aufzulisten.
Ziel der EU war es offenbar, den Staaten höhere Förderungen solcher Ausgaben zu ermöglichen. Tatsächlich aber kehren Mittelständler dem ZIM-Programm nun den Rücken, weil der bürokratische Aufwand einen Großteil der bewilligten Fördermittel verschlingt. Zudem sind viele der abgefragten Ausgaben nicht mit dem notwendigen Vorlauf planbar.
Das ZIM-Beispiel steht sinnbildlich für die Akzeptanzprobleme bei mittelständischen Förderprogrammen. Zahlen von 2021/2022 aus dem Digitalisierungsindex der Deutschen Telekom zeichnen das Bild einer zerklüfteten Förderlandschaft. Lediglich 18 Prozent der Unternehmen haben Fördermittel in Anspruch genommen, nahezu zwei Drittel der Antragsteller benötigten dafür externe Hilfe.
Helfer im Fördermittel-Dschungel
Dabei sind viele Förderangebote durchaus attraktiv und geeignet, die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands zu erhöhen. So gibt es etwa Zuschüsse, vergünstigte Kredite und Bürgschaften für Innovations- und Forschungsprojekte, aber auch Beteiligungen zur Stärkung der Eigenkapitalbasis sowie steuerliche Anreize. Förderinstitutionen sind Bund, Länder und Kommunen, die EU sowie privatwirtschaftliche Förderer wie etwa Stiftungen. So fördert beispielsweise die staatliche KfW-Bank Vorhaben zur Digitalisierung und Innovation mit verbilligten Krediten mit bis zu 25 Millionen Euro, das Bundesamt für Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert bei Maßnahmen zur Verbesserung der Energie- und Ressourceneffizienz bis zu 60 Prozent der Kosten und die Agentur für Arbeit übernimmt bis zu 50 Prozent der Kosten für umfangreiche Mitarbeiterfortbildungen und beteiligt sich währenddessen sogar an den Gehaltszahlungen.
Die große Herausforderung liegt daher weniger in dem – oft sogar überschätzten – bürokratischen Aufwand bei der Antragstellung. Vielmehr ist das Identifizieren des am besten geeigneten Förderprogramms schwieriger. Es gibt sie für Start-ups und etablierte Unternehmen, zur allgemeinen Mittelstandsfinanzierung, für Forschungsprojekte und internationale Kooperationen, für Digitalisierung, Infrastruktur und Energiewende. Schätzungsweise gibt es mehr als tausend Förderprogramme für den hiesigen Mittelstand und deren Förderrichtlinien sind ebenso vielfältig wie die Unternehmen.
Externe Hilfe bei der Suche nach Förderprogrammen
Gerade für KMU mit begrenzten Ressourcen ist es daher sinnvoll, einen externen Dienstleister damit zu beauftragen, passende Fördermittel aufzuspüren und bei der Antragstellung zu helfen. Mittlerweile sind zahlreiche Fördermittelsuchmaschinen und entsprechende Dienstleister online zu finden. Auch wer sich erst nur schlau machen möchte, kann auch das häufig mit Fördermitteln: Für zahlreiche Beratungsleistungen gibt es ebenfalls Zuschüsse. Es muss also gar nicht teuer sein, sich zumindest mit den Möglichkeiten einer Förderung vertraut zu machen.
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Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.