Vier Telekommunikations-Unternehmen sind derzeit bereit, viel Geld in die Hand zu nehmen, um ab 2020 5G-Netze betreiben zu können. Es ist die bisher längste und teuerste Versteigerung in der Geschichte der Bundesnetzagentur. Das neue 5G-Mobilfunknetz könnte auch Mittelständler in der Digitalisierung einen großen Schritt voranbringen.
Schon jetzt ist klar: Es wird einen neuen Rekord geben. Mehr als 300 Runden sind es bereits bei der laufenden 5G-Versteigerung, der bisherige Höchstwert lag bei 224 Runden. Die Gebote liegen derzeit noch knapp unter der 6-Milliarden-Euro-Grenze, das ist allerdings schon mehr als von Experten vorab erwartet worden war. Der Erlös geht an den Bund, der es wiederum für den Digitalausbau nutzen will.
5G verspricht höhere Übertragungsraten, intelligentere Netze und keine Unterbrechungen mehr während der Übertragung. Dabei liegt der Fokus weniger auf dem Endverbraucher, sondern vielmehr auf industriellen Anwendungen wie etwa Industrie 4.0, der Logistik und autonomer Mobilität. Das würde auch den deutschen Mittelstand einen gewaltigen Schritt nach vorne bringen.
Mit 5G ist eine 100 Mal schnellere Übertragung möglich
In der Landwirtschaft können beispielsweise hochauflösende Bilder von Pflanzen auf Feldern sofort ausgewertet und die entsprechenden Maßnahmen ergriffen werden, Fabriken können in Zukunft auf Kabel verzichten und mehr mobile Roboter einsetzen, die in Echtzeit Informationen austauschen oder senden. Auch Augmented und Virtual Reality (AR/VR) sind Anwendungen, die mehr auf Bandbreite und Latenz abzielen.
Der Chemiekonzern BASF plant etwa, einige seiner Mitarbeiter mit Tablets und Augmented-Reality-Brillen auszustatten, um Kollegen bei der Instandhaltung von Maschinen anzuleiten. Um die Digitalisierung der Produktionsanlagen voranzutreiben, will sich das Ludwigshafener Unternehmen um ein eigenes 5G-Netz bemühen. Aktuell ist der Standort in Ludwigshafen mit 600.000 Sensoren und Aktoren ausgestattet. Es könnten zehnmal so viele werden. Aber der aktuelle Netzstandard ist nicht für die Fülle an Daten, die übertragen werden sollen, ausgestattet. Hier kommt 5G ins Spiel: Die Daten könnten mindestens 100 Mal schneller übertragen werden als mit den aktuellen 4G-Netzen.
Mittelständler sollten sich um 5G-Frequenz bemühen
Nach der Auktion der nationalen Frequenzen wird die Bundesnetzagentur auch die Nutzungsrechte für lokale und regionale Frequenzen vergeben, mit denen Unternehmen den Ausbau vor Ort aus eigener Hand vorantreiben können.
Auch kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sind gut beraten, 5G für die Zukunftsplanung auf dem Zettel zu haben. Die Potenziale liegen auf der Hand:
- höhere Geschwindigkeit
- Vernetzung
- verzögerungsfreie Kommunikation
Insbesondere der Vernetzung könnte dabei eine entscheidende Rolle zukommen. Beim „Internet der Dinge“ (Internet of Things, IoT) geht es darum, alles mit allem zu vernetzen. Möchte ein Unternehmen dies umsetzen, benötigt es aber eine schnelle, stabile, verlässliche und sichere Konnektivität. Schätzungen erwarten, dass 2030 weltweit schon 30 Milliarden Dinge vernetzt sind.
Eine verzögerungsfreie Kommunikation kann hingegen die Basis für neue Geschäftsmodelle in den Bereichen Fertigung, Dienstleistung oder auch Smarthome sein. Im Straßenverkehr sind autonom fahrende Autos ohne eine 5G-Anbindung und ein stabiles Netz kaum denkbar.
5G: Für Digitalisierung immens wichtig
Ab 2020 soll 5G deutschlandweit zum Standard werden und damit die Basis für die weitere Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft legen. Viele Zukunftstechnologien, die aktuell in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen deutscher Industrieunternehmen entstehen, können mit 5G dann auch im Unternehmensalltag flächendeckend eingesetzt werden. Interessierte KMU, die mit dem Gedanken eines eigenen 5G-Netzes spielen, sollten sich – falls nicht schon längst geschehen – daher zeitnah intensiv mit dem Thema beschäftigen und die entsprechenden Weichen stellen.