Home Konjunktur Nie war es für Mittelständler leichter, gute Azubis zu finden

Nie war es für Mittelständler leichter, gute Azubis zu finden

von Thomas Kaufmann

Viele Unternehmen machen sich rar, wenn es um neue Ausbildungsplätze geht. Dabei ist der Fachkräftemangel noch immer da. Was gerade heute für Azubis spricht und warum die Chance auf gute Mitarbeiter nie größer war.

Von Thomas Kaufmann

Die Corona-Pandemie hat vor allem junge Menschen hart getroffen. Wir alle denken an ausgefallenen Unterricht, Home-Schooling und Wechsel-Unterricht. Was in den ersten Wochen noch ein kleines Abenteuer war, wächst sich inzwischen zu einem handfesten Problem aus – für Schülerinnen und Schüler und auch für die Wirtschaft.

Für die Jugendlichen ist es vor allem problematisch, dass erstmals seit der deutschen Einheit die Zahl der Ausbildungsstellen unter 500.000 liegt. Laut einer Studie der Gewerkschaft IG Metall müssen sich daher rund 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler wegen Corona beruflich neu orientieren. Jugendforscher warnen angesichts dieser Zahlen bereits vor der Gefahr einer verlorenen Generation. Zwar hat die Bundesregierung schnell gegengesteuert und unter anderem eine Ausbildungsprämie in Höhe von 6.000 Euro lanciert, doch zeigen sich noch immer viele Betriebe abwartend. Die Folgen dieser zögerlichen Haltung sind fatal – auf beiden Seiten. Der Reihe nach:

Frisches Blut – für Unternehmen wichtiger denn je

Die Ausbildungsjahre nach der Schule sind trotz des flexiblen Bildungssystems noch immer richtungsweisend. Wer in einer Branche Fuß gefasst hat und Freude an seiner neuen Aufgabe gewonnen hat, dem steht dank der fundierten dualen Ausbildung in Deutschland und des starken Wirtschaftsstandorts die Welt offen. Wer allerdings aufgrund der pandemischen Situation keinen Fuß in die Tür bekommt und sich umorientieren muss, der landet als junger Mensch schnell bei Gelegenheitsjobs und sieht die Chancen an sich vorbeiziehen. Gerade diese vertanen Chancen für Jugendliche sind unglaublich kostbar und nachträglich kaum wettzumachen. Doch auch Unternehmen gehen in einer Phase des Wandels wichtige Fachkräfte verloren. Warum?

Noch nie veränderte sich die Wirtschaft so dramatisch wie derzeit. Großtrends der Automatisierung und Digitalisierung oder auch die Globalisierung werden in Zeiten von Pandemie und Klimawandel neu gedacht. Gerade junge Mitarbeiter bringen neben Kompetenzen auch die nötige Offenheit mit, um diesem Wandel aktiv zu begegnen. Zugleich müssen diese jungen Menschen aber auf ein Fundament bauen, das seit Jahrzehnten im Rahmen der dualen Ausbildung vermittelt wird und aus dem große Karrieren entstehen können. Trotz der schwelenden Krise und der auch im zweiten Pandemie-Jahr nicht gänzlich verschwindenden Unsicherheit sollten sich Unternehmen für Auszubildende entscheiden.

Pandemie als Bootcamp – besser in die Zukunft

Zwar ist die Ausbildungsprämie angesichts der Kosten nur ein Tropfen auf den heißen Stein, doch können smarte und motivierte Auszubildende ihren Betrieben schnell etwas zurückgeben. Wie auch bei Investitionen in neue Fertigungsanlagen oder andere Kapazitäten benötigt auch jede Investition in „Humankapital“ eine gewisse Vorlaufzeit. Anders als bei millionenschweren Investitionen ist das Risiko aber ungleich geringer. Dem steht die Chance gegenüber, nach der Krise gut ausgebildete Fachkräfte zu haben und mit frischen Ideen durchstarten zu können.

Auch wenn die Ausbildung unter Pandemiebedingungen herausfordernd ist und nicht alles rund läuft, bietet diese besondere Situation auch Chancen. Digitale Kompetenzen bringen Auszubildende von heute meist mit. Diese Kompetenzen müssen aber in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Neben der Mitarbeit in Büro oder Werkstatt können Homeoffice oder digitale Weiterbildungsmaßnahmen den Grundstein für das legen, was Experten „New Work“ nennen: Digitales Arbeiten in flexiblen Teams und agilen Konstellationen ist eine Schlüsselkompetenz der Zukunft. Die Pandemie bietet die Chance, auch das jetzt einzuüben. Die Auswahl an motivierten und wissbegierigen Jugendlichen war selten größer als heute. Unternehmen mit Weitblick können diese Chance für sich ergreifen. Der Fachkräftemangel bleibt auch nach der Pandemie ein Thema.

 

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