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Zu Gast beim Finfluencer Circle

von Holger Clemens Hinz
von links: Holger Clemens Hinz, Birgit Hass, Finfluencer, Carsten Peter

Die Zahl der Kapitalmarkttransaktionen, -emissionen und Börsengänge ist seit Jahren niedrig. Woran das liegt und was sich am Standort Deutschland verbessern müsste, damit wieder mehr Unternehmen die Finanzierungswege über den Kapitalmarkt nutzen, durfte ich im Interview mit Birgit Hass vom Finfluencer Circle in Zusammenarbeit mit dem DUB Deutsche Unternehmerbörse besprechen.  

Von Holger Clemens Hinz

Was muss sich am Standort Deutschland ändern, damit der Kapitalmarkt für hiesige Unternehmen wieder attraktiver wird? Das hat mich Birgit Hass, Gründerin von „The Finfluencer Circle“ in ihrem Videocast gefragt, für den sie mich in Deutschlands Börsen– und Finanzmetropole Frankfurt am Main besucht hat.  

Nach vielen Jahren im Kapitalmarkt- und Corporate-Finance-Geschäft ist das nach meiner Meinung ein politisches Thema, dass vor allem europäisch zu sehen ist. Denn wir brauchen die europäische Kapitalmarktunion, um den Kapitalmarkt hierzulande zu stärken. Nationale Alleingänge würden nicht funktionieren. Zum einen, weil Unternehmen in der EU ihren Hauptstandort problemlos in ein anderes Land verlagern und ihren Börsenplatz somit frei wählen können. Hier sollten sich die EU-Mitgliedsstaaten nicht gegenseitig Konkurrenz machen, sondern vergleichbare Bedingungen bieten. Zum anderen brauchen wir eine europäische Kapitalmarktunion, um ein attraktives Umfeld und ein Gegengewicht zum US-Kapitalmarkt zu bieten, in dem sowohl Mittelständler als auch international ausgerichtete, große Unternehmen mit einem breitem Investoreninteresse und einem günstigen Emissionsumfeld rechnen können.  

Kapitalmarktunion muss endlich kommen 

Schon 2019 wollten wir die Kapitalmarktunion einführen, erinnerte mich Birgit Hass im Gespräch. Passiert ist seitdem wenig. Meine Hoffnung ist jetzt, dass nach der kommenden Bundestagswahl die neue Regierung das Thema mit etwas weniger Green Deal vorantreibt und innerhalb der Legislaturperiode auch abschließt. Die Auflagen des Green Deal der EU mit ihren Anforderungen an die Nachhaltigkeit von Investitionen erweisen bisher vor allem als Hemmschuh für viele Kapitalmarktemissionen. 

Auf die Frage von Birgit, was sich regulatorisch ändern müsse, war meine Antwort, wir müssten ein „Europa first“ nach amerikanischem Vorbild entwickeln, unseren Standort fördern und unsere Aktienkultur entwickeln. Außerdem braucht es nach meiner Auffassung eine frühe Finanzbildung, damit Aktie kein Fremdwort mehr ist. Auf politischer Ebene würde ich mir wünschen, dass der Kapitalmarkt in Deutschland als ein Ökosystem verstanden wird, zu dem nicht nur die großen Börsenkonzerne gehören, sondern auch Venture-Capital-Finanzierungen, Beteiligungsfinanzierungen bis hin zu Börsengängen und späteren Übernahmen. Das alles muss zusammen betrachtet werden, wenn wir den Kapitalmarkt in Deutschland stärken wollen. 

Mehr IPOs, aber wie viele in Deutschland? 

Zum Abschluss wünschte sich Birgit noch, dass ich in die Glaskugel blicke und ihr sage, wie viele Börsengänge wir in diesem Jahr in Deutschland erwarten dürfen. Nachdem es im vorigen Jahr nur vier waren, fällt mir eine Prognose schwer. Zwar spricht EY von zehn bis 40 möglichen IPOs in 2025 gesprochen. Tatsächlich sind mir auch einige Börsengänge in Vorbereitung bekannt. Allerdings befürchte ich, dass längst nicht alle ihren Börsengang in Deutschland vollziehen, sondern etliche Unternehmen Ihren IPO in den USA planen. Das ist ein Alarmsignal, dass wir mehr tun müssen, um unseren heimischen Kapitalmarkt wieder zum Laufen zu bringen. Wir hatten schonmal, daran erinnerte Birgit, 142 Börsengänge in einem Jahr. Das zeigt, dass es geht. 

Den Finfluencer-Circle-Videocast mit Birgit Hass und mir finden Sie hier. 

Über den Kapitalmarktblog:

Hier schreiben die Kapitalmarktexperten der Quirin Privatbank über die deutsche Wirtschaft und alles, was den heimischen Mittelstand bewegt. Das erfahrene Team der Quirin Privatbank hat die Entwicklungen rund um die Mittelstandsfinanzierung immer im Blick und zeigt auf, welche alternativen Finanzierungsformen für KMU interessant sind.

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