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So entlastet KI im täglichen Geschäft

von Carsten Peter
KI liefert Ideen

Künstliche Intelligenz hat einen Börsenhype ausgelöst – und damit einhergehend haben auch die Aktien führender KI-Entwickler schwindelerregende Bewertungen erreicht. Aber kommt KI auch in den Unternehmen an? Einige Beispiele, wie der Mittelstand die neue Technologie im Geschäftsalltag nutzen kann. 

Von Carsten Peter

Mit dem KI-Sprachmodell ChatGPT 3.5 ist seit dem 30. November 2022 erstmals eine generative Künstliche Intelligenz für ein breites Publikum nutzbar. Nach nur fünf Tagen hatten sich schon eine Million Nutzer registriert, nur zwei Monate später erreichte ChatGPT 100 Millionen Nutzer und war zu dieser Zeit das am schnellsten wachsende Tool der Welt. Die Begeisterung über ChatGPT ist noch heute groß, schließlich kann sich ChatGPT fast wie eine reale Person unterhalten, Daten analysieren, komplexe Fragen beantworten und sogar programmieren. Seitdem lassen sich Schülerinnen und Schüler von ChatGPT die Hausaufgaben machen, Studierende Hausarbeiten erstellen oder Neugierige die Welt erklären. Pro Monat wird die aktuelle Version 4.0 weltweit 1,6 Milliarden Mal aufgerufen, hinzu kommen noch Nutzer der App oder der Unternehmensversion. Doch Vorsicht: Allen Fortschritten zum Trotz, neigt die generative KI nach wie vor auch zu Halluzinationen. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte die gelieferten Informationen also nochmals überprüfen. 

Die technischen Grundlagen für Künstliche Intelligenz gibt es schon seit Jahrzehnten, kamen selbstlernende Maschinen doch schon in den 1950er-Jahren auf. Was den aktuellen Hype um KI nun aber ausgelöst hat, ist der sprunghafte Fortschritt der Technologie, die enorme Rechnerkapazitäten, aberwitzig große Datenmengen und rasend schnelle Prozessoren für den Echtzeitbetrieb benötigt. Heute kann generative KI in Sekundenbruchteilen Antworten auf knifflige Fragen verfassen, abfotografierte Texte analysieren, Bilder und Videos in Fotoqualität generieren, in zig Sprachen kommunizieren und sich dabei recht eloquent ausdrücken.  

Es gibt viele beeindruckende Beispiele für KI-Anwendungen und viele davon erleichtern unseren Alltag oder werden es in absehbarer Zeit tun. Allerdings sind die Entwicklung und der Betrieb von KI-Systemen arbeits- und energieintensiv. Angesichts der beträchtlichen Kosten müssen die Unternehmen, die KI einsetzen wollen, auch den wirtschaftlichen Nutzen darin sehen. Wo also kann KI gerade für KMU einen wirtschaftlich relevanten Beitrag im Geschäftsalltag leisten? Hier einige Beispiele: 

Qualitätskontrolle – KI schaut genau hin 

KI-Lösungen sind bestens geeignet, um die Produktion zu überwachen. So können etwa durch Messungen und hochauflösende Sichtprüfung Material- und Produktionsfehler frühzeitig entdeckt und so Materialeinsatz, Energieverbrauch und Produktionsausschuss reduziert werden. Beispielsweise verwendet der Automobilzulieferer Köstler GmbH bei der Verarbeitung von Textilien für Airbags eine KI zur Qualitätskontrolle und senkt so den Materialverbrauch. 

Finanzplanung – KI analysiert und rechnet schnell und exakt 

Die datengestützte und automatisierte Vorhersage von Einkünften, Ausgaben und anderer Finanzkennzahlen wird durch Einsatz von KI deutlich genauer. Zudem kann künstliche Intelligenz Compliance-Verstöße früh erkennen, Marktanalysen erstellen und so präziser planen. Dadurch können Unternehmen Material und Ressourcen einsparen und bei Unregelmäßigkeiten schnell reagieren. Zum Beispiel setzt der Softwarehersteller Circulartree künstliche Intelligenz ein, um eine CO2-Bilanz aufzustellen. Die sonst mühsame manuelle Klassifizierung der Materialstücklisten übernimmt künftig eine KI. Mit den Ergebnissen können Recyclingmaterialien gezielter eingesetzt werden, der Materialverbrauch reduziert sich und verbessert so die CO2-Bilanz. 

So optimiert künstliche Intelligenz das Kundenerlebnis  

Kundenbetreuung und Kundenbindung sind beliebte Einsatzfelder für künstliche Intelligenz. So können intelligente Chatbots die Kommunikation mit dem Kunden übernehmen, deren Kaufverhalten analysieren, vorhersagen und passende Folgeangebote kreieren, um die Kunden länger zu binden. Sogar die Preisgestaltung lässt sich mit Hilfe von KI personalisieren und so größere Kaufbereitschaft auslösen. Auch persönliche digitale Assistenten oder Avatare können helfen, das Kundenerlebnis zu verbessern. Laut einer Forbes-Umfrage sind Kundenservice und -support die beliebtesten Einsatzgebiete für KI im Unternehmen.  

Wie KI Logistikkosten reduzieren kann 

KI hilft dabei, Produktions- und Transportaufkommen zu prognostizieren. Dadurch lassen sich Auslieferungen dynamischer und bedarfsgerechter planen – und somit die Lagerkosten sowie die Ausgaben für Treibstoff und Personal reduzieren. Insgesamt werden Logistikprozesse beschleunigt, etwa durch das automatisierte Auslesen von Lieferdokumenten. Durch die Verknüpfung von Lagerhaltung, Lieferanten und Produktionsdaten kann eine KI-überwachte Supply-Chain kürzere Lieferzeiten einhalten, Vertragsstrafen vermeiden und die Effizienz optimieren. Der Software-Entwickler GreenGate etwa prognostiziert mit KI-Hilfe Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten, um Mehrfahrten und Fehlproduktion zu vermeiden. 

Viele Unternehmen nutzen künstliche Intelligenz zur Betrugserkennung 

Gerade auch im Finanzdienstleistungsbereich können KI-Tools dabei helfen, verdächtige Transaktionen schneller zu entdecken und zu unterbinden. Dabei lernt die KI mit jedem Betrugsfall dazu. Auch das Erkennen und Abwehren von Cyberangriffen auf die IT-Systeme ist ein ideales Einsatzfeld für KI. Laut einer Forbes-Umfrage unter 600 Unternehmen nutzen mehr als die Hälfte Künstliche Intelligenz für diese Zwecke. 

Prozessautomatisierung: So hilft KI Kosten sparen 

Mittels KI können Prozesse automatisiert werden, die sonst noch menschliches Eingreifen benötigen, zum Beispiel in der Robotik. Eine KI, die dabei hilft, die Roboter in der Produktion zu programmieren und an veränderte Bedarfe anzupassen, schafft Raum für neue Umsatzmöglichkeiten. Der Heizungshersteller Kübler beispielsweise nutzte KI, um anhand eines digitalen Abbildes der Produktionsanlage Prozesse zu optimieren und neue Produktionshallen richtig zu dimensionieren. Dadurch konnte Kübler Material, Energie und CO2 einsparen. Die Firma Johann Herges konnte durch KI-gestützten 3D-Druck bei der Herstellung orthopädischer Einlagen sogar 70 Prozent des eingesetzten Materials einsparen. 

Die Beispiele zeigen, dass KI schon heute in vielen Geschäftsbereichen wirtschaftlich sinnvoll eingesetzt werden kann. Daneben gibt es noch ungezählte Möglichkeiten, KI gewinnbringend in Unternehmen einzusetzen. Deshalb werden wir uns hier in weiteren Beiträgen mit der KI-Entwicklung und Praxisbeispielen für die Nutzung künstlicher Intelligenz im Mittelstand beschäftigen.  

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