In wenigen Tagen öffnet die wichtigste europäische Immobilienmesse MIPIM 2025 in Cannes ihre Tore. Nirgendwo sonst lässt sich Stimmung in Branche direkter erleben als dort. Der Optimismus dürfte zugenommen haben, auch wenn nicht alle Immobiliensegmente ihr Tal durchschritten haben. Doch die Zuversicht unter Immobilieninvestoren ist zuletzt deutlich gestiegen.
In gut zwei Monaten werden wieder Stars und Sternchen über die Croisette flanieren und im Blitzlichtgewitter auf dem roten Teppich stehen, um ihre Filme zu präsentieren. Doch in der zweiten Märzwoche tummeln sich im französischen Cannes keine Hollywoodlegenden und Filmfans, sondern die internationale Immobilienbranche zur Immobilienmesse MIPIM 2025. Wie im Vorjahr werden wieder mehr als 20.000 Teilnehmer aus mindestens 90 Ländern erwartet. An mehr als 300 Ständen werden Bauregionen, Immobilienprojekte und Investmentchancen vorgestellt. Die Veranstalter rechnen damit, dass sich den Messeteilnehmern ein verwaltetes Immobilienvermögen von vier Billionen Euro zuordnen lässt.
Die Stimmung unter den Investoren hat sich nach der Immobilienkrise der vergangenen beiden Jahre spürbar aufgehellt. Seitdem die Leitzinssenkungen der Europäischen Zentralbank Immobilienfinanzierungen wieder erschwinglicher gemacht haben und in den Auftragsbüchern der Handwerker und Bauunternehmen wieder Platz für neue Vorhaben ist, ist der Markt wieder in Bewegung. Die Nachfrage nach Wohnimmobilien hat inzwischen wieder zugenommen, ebenso die Finanzierungsanfragen. Da auch weiterhin die Aussicht auf sinkende Zinsen besteht, hat die Suche der Investoren nach geeigneten Investitionsprojekten bereits Fahrt aufgenommen.
MIPIM 2025: Wohn- und Büroimmobilien im Fokus der Investoren
Die Chancen und Herausforderungen am Wohnungsmarkt sind sicher auch in diesem Jahr ein zentrales Thema in Cannes. Vor allem Städte stehen seit vielen Jahren vor den gleichen Herausforderungen: das Bevölkerungswachstum, weniger verfügbarer Wohnraum, eine alternde Bevölkerungsstruktur, Migration oder Wohnraummangel für Studierende. Offenbar hat aber die Zuversicht der Investoren, rentable Lösungen für diese Problemfelder anbieten zu können, wieder zugenommen. Eine Umfrage von JLL unter Immobilieninvestoren ergab, dass zwei Drittel neue Objekte hinzukaufen möchten. Als attraktivste Anlage nannten sie die Bereiche Wohnen und Office am häufigsten.
Dementsprechend widmet sich die Auftaktveranstaltung auf der MIPIM mit dem Titel „Housing Matters“ der Suche nach bezahlbarem Wohnraum und innovativen Wohnmodellen. Die Deutsche Pfandbriefbank PBB kündigte etwa im Fachmedium „Immobilienmanager“ an, ihr Finanzierungsportfolio um die Bereiche Serviced Living, Senior Living und Data Center zu erweitern. „Außerdem wird die PBB wieder verstärkt Cityhotels in den Top-Städten Europas finanzieren. Auch dazu werden wir im März in Cannes den Austausch mit unseren Partnern suchen“, wird Gerhard Meitinger, Head of Real Estate Finance Germany der PBB zitiert. Katrin Teichert, Geschäftsführerin von Apcoa Deutschland, sagte zum MIPIM-Start an gleicher Stelle: „2025 wird viel Bewegung in der Branche bleiben. Vor allem Infrastruktur-Investments werden meiner Meinung nach weiter an Bedeutung gewinnen und den Diskurs in Cannes prägen.“
Sinkende Zinsen und niedrige Preise sorgen für mehr Transaktionen
Doch noch immer bleiben dem Immobilienmarkt gravierende Herausforderungen. Aktuell berichtete die WirtschaftsWoche über eine Bulwien-Gesa-Studie im Auftrag der Apobank, wonach sich die unvermieteten Büroflächen in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren nahezu verdreifacht hat. Inzwischen sind sechs Millionen Quadratmeter ungenutzt. Zum einen würden schon vor Jahren begonnene Immobilienprojekte trotz der Insolvenzwelle bei Projektentwicklern noch fertiggestellt und das Angebot weit über den Bedarf hinaus noch vergrößern. Zum anderen befindet sich das Sanierungsvolumen auf Rekordniveau. Dem steht eine eingebrochene Nachfrage nach Büroflächen gegenüber. Das Nachfragetief geht dabei auf das Konto von Homeoffice und der Rezession, die jetzt schon in ihr drittes Jahr geht. Jetzt, wo die Preise für Büroflächen im Keller sind, sehen offenbar viele Investoren wieder günstige Einstiegsmöglichkeiten, um in einem neuen Aufschwung zu profitieren.
Auf der anderen Seite leiden gerade offene Immobilienfonds noch immer unter hohen Mittelabflüssen. Die weitere Zinsentwicklung sowie Finanzierungsoptionen für Immobilientransaktionen dürften daher auf der MIPIM ein großes Thema sein.
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